FUND: Mörlheimer Kanal bei Arbeiten an der Queichpromenade lokalisiert

Wie erwartet sind bei den Fundamentarbeiten der Wohnbebauung an der Queichpromenade wieder Festungsmauern zutage getreten.

Hierbei handelt es sich um die jeweils 1 m starken, sauber gearbeiteten Seitenwände und Decksteine eines Ableitkanals von 1,35 m auf 1,50 m Durchmesser, der nach 1740 Wasser aus der Queich bis nach Mörlheim führte.

Durch einfaches Schließen der Schleuse kurz oberhalb des Einlaufs des Derivationskanals – der Mittelpfeiler der Schleuse steht heute noch – konnte beinahe 2/3 der Wassermenge der Queich in den sogenannten canal à Merlem gedrückt werden.

Gemeinsam mit den Wassern des Birnbachs wurde damit die hinterste Grabenlinie der sogenannten Queichlinien vor den Schanzwerken mit Wasser versorgt. Die Queichlinien entstanden im Verlauf des österreichischen Erbfolgekriegs zur Befestigung der französisch-deutschen Grenze als 1 km breite, doppelte wasserführende Grenzeverteidigung. Die französische Führung verstärkte das System von Albersweiler bis Landau, das aus Albersweiler Kanal als hintere und Queich als vordere Linie bestand und schuf ein künstliches, aber darauf abgestimmtes System von der Festung Landau bis an den Rhein bei Germersheim.

Dabei wurden der Wasserlauf der Queich genauso wie die Wassergräben der hinteren Linie mit einer Vielzahl an Wehren und Schleusen versehen und im Abstand mehrerer hundert Meter zwischen den Wasserlinien Dämme in Nord-Süd-Richtung aufgeworfen.

So konnte, Abschnitt für Abschnitt der Bereich unter Wasser gesetzt und unpassierbar gemacht werden. Viele der Orte fanden sich plötzlich mitten in den Grenzlinien, etwa Bellheim, Offenbach oder auch Mörlheim. Die Schanzwerke der hinteren Linie sind ab dort – mit Wassergraben – etwa noch im baumbestanden Bereich östlich des Sportplatzes Mörlheim zu sehen und führen als Grünzug südlich von Offenbach und benachbarter Orte weiter gen Rhein.

Auch andere Schanzen, etwa die vom Bellheimer historischen Arbeitskreis im Kulturverein dort wieder hergerichtete an der Mittelmühle oder die im Hördter Wald am Spiegelbach sind heute noch deutlich sichtbar und für den Interessierten erschlossen.

Gerade die Forschungsergebnisse des historischen Arbeitskreises oder die neuen von unserem Mitglied Rolf Übel im vergangenen Herbst beim Rundgang und späteren Vortrag im Stadtarchiv Landau präsentierten Ergebnisse zu den Wasserverteidigungsanlagen machen deutlich, wie umfassend und geradezu gigantisch Aufwand und Arbeit an dieser Grenzbefestigung waren.

Die Mauern des Kanals sind noch diese Woche sichtbar, bevor sie, nach Vermessung und Begutachtung durch die Landesarchäologie wegen der Fundamentierung der Tiefgarage voraussichtlich abgebrochen werden müssen. Nehmen Sie die Chance wahr, sich den Fund noch einmal anzuschauen, am besten auch vom gegenüberliegenden Ufer der Stadtbibliothek.

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