Ergebnis der Infoveranstaltung der Stadt vom 16.7.2014 zu vorgefundenen Festungsresten des Werks 38

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Pfarrsaal Heilig Kreuz am Mittwoch, den 16.Juli 2014. Der Einladung von Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer folgten viele interessierte Bürger, darunter etliche Mitglieder des Festungsbauvereins. außerdem waren Pressevertreter der Rheinpfalz, von Antenne Landau und ein Fernsehteam des SWR dabei. Die Veranstaltung war Reaktion auf die Führungen der Generaldirektion Kulturelles Erbe am 29.Juni am Werk 38, wo zurzeit das Festungswerk bzw. seine Reste ausgegraben werden (siehe Vorberichte auf dieser Homepage). Die von einem externen Moderator geleitete Veranstaltung hatte zum Ziel, den aktuellen Sachstand aus Sicht aller Beteiligten zu erläutern und Ideen für die Zukunft aufzuzeigen.Während Bauamt und Stadtplanung im Schulterschluss mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) des Landes Rheinland-Pfalz die Fakten zum Werk 38 aufzeigten, konzentrierten sich OB Schlimmer und der Festungsbauverein auf die Einordnung des Werks 38 in das Thema Festung für Landaus Stadtentwicklung. Der Festungsbauverein fordert den Erhalt des Werk 38 und forderte Stadtverwaltung und Rat auf, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Werk 38

Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, erklärte, dass das Werk 38 archäologisch-wissenschaftlich erschlossen und dokumentiert wird („Erstellung einer Zweitschrift“). Die gefundenen Festungsreste sollen „schonend“ behandelt, aber nicht zwingend erhalten bleiben. Eine dauerhafte Freilegung ist nicht geplant. Der Erhalt wird zwar grundsätzlich befürwortet, muss aber mit anderen Interessen (z.B. Stadtentwicklung, Wirtschaftlichkeit) vereinbar sein. Die Freilegung des Werks 38 würde einen erheblichen finanziellen und personellen Aufwand in der Erhaltung, Sicherung und aktiven Präsentation (z.B. Führungen) bedeuten.

Christoph Kamplade, Landauer Bauamtsleiter und Roland Schneider, Leiter der Stadtplanung, berichteten zunächst über den bisherigen Planungsprozess. Dieser begann vor 10 Jahren mit der Idee, den Ebenberg zu erschließen (ein wichtiger Punkt bei der Bewerbung um die Landesgartenschau). Der Bebauungsplan wurde 2010-2012 aufgestellt. Das Grundstück, auf dem jetzt die Reste des Werks 38 ausgegraben werden, wurde im Mai 2014 an den Investor im Rahmen einer Ausschreibung verkauft. Zu jedem Zeitpunkt war bekannt, dass sich das Werk 38 an dieser Stelle befindet (Pläne aus der Bauzeit), nicht aber der tatsächliche Umfang und Zustand der Festungswerke. Der Investor hat das Grundstück mit der Auflage gekauft, die archäologischen Dokumentationsaufgaben durchführen zu lassen. Der gute Zustand hat überrascht und – wie auch OB Schlimmer zugeben musste – einmal freigelegt, auch emotional bewegt. Voraussichtlich müssen die Mauern ca. 80 cm abgetragen und Tunnel aus statischen Gründen teilweise verfüllt werden. OB Schlimmer machte klar, dass er alle Aspekte abwägen muss und Stadtentwicklung, Wirtschaftlichkeit und Umsetzung des ursprünglichen Konzeptes für ihn, die Verwaltung und den Stadtrat als „verlässliche Partner“ von Investoren in Landau Vorrang haben. Überlegungen zu Objektverschiebungen innerhalb des Geländes bzw. einer deutlichen Erhöhung des Tiefgaragen-Niveaus erteilte die Stadtverwaltung eine Absage.

Im anschließenden Diskussionsteil hatte der Festungsbauverein die Möglichkeit, seine Sichtweise darzustellen. Helene Goose und Peter Weiler unterstrichen die Forderung unseres Vereins, das Werk 38 nicht zu zerstören, sondern zu erhalten. Angesichts der zuvor geschilderten Fakten ein reiner Appell, da realistisch gesehen kaum eine Möglichkeit besteht, diese Forderung durchzusetzen. Anhand diverser Beispiele aus der Vergangenheit (z.B. Galeerenturm, Albersweilerer Kanal, etc.) machten Goose und Weiler deutlich, welche früheren Entscheidungen bereits unwiederbringlich Teile der Festungsanlagen zerstört haben. Nachfolgende Generationen haben jeweils die früheren Entscheidungen bedauert. Hier wird sich das Werk 38 einreihen.

Der OB betonte die seit einigen Jahren veränderten Haltung der Stadtverwaltung gegenüber der Festung als Kulturerbe der Stadt Landau. Hierfür wurden bereits etliche Investitionen getätigt oder sind geplant (z.B. Queichverlauf mit einmalig 300.000 Euround jährlich 100.000 Euro, das Fort mit einmalig 265.000 Euro und jährlich 100.000 Euro, der Derivationskanal mit einmalig 145.000 Euro, und das Museum mit einmalig 18.000 Euro für das Festungsmodell und 2 x 160.000 Eurofür die Neukonzeption mit dem Schwerpunkt Festungsgeschichte). Insgesamt investiert die Stadt allein 1,5 Mio. Euro, nur um Bestehendes überhaupt zu erhalten.

Künftiger Umgang mit der Festung

Der OB bezeichnete den Festungsbauverein als „Bündnispartner“ für die Stadt. Er warb dafür, gemeinsam konzeptionelle Ideen zu entwickeln. Konkret stellte er in Aussicht, vorhandene Haushaltsmittel ggf. umzuverteilen und im Rat um weitere Mittel zu werben. Mitglieder des Festungsbauvereins machten deutlich, dass sie bereits in der Vergangenheit Ideen vorgebracht haben (Festungsrundweg, Beschilderung, Einbeziehung Werk 38 in Landesgartenschau …), die bisher nicht umgesetzt wurden. Außerdem beginnt das Erlebbarmachen der Geschichte Landaus – zu der u.a. auch die Ringstraßen gehören – nicht im Museum. Menschen interessieren sich für Geschichte, wenn sie mit ihr in Berührung kommen, wie bei Ausgrabungen, Begehungen, Führungen …, nicht in Museen. Gleichwohl ist es zu begrüßen, die Festungsgeschichte dort zu präsentieren, als Teil eines Gesamtkonzepts.

Aus dem Publikum wurde vielfach der Wunsch geäußert, nun alle Kraft in die Lunette 41 zu stecken. Die Stadt wurde aufgefordert, den Festungsbauverein hierbei nach Kräften zu unterstützen.

Alle Ideen wurden schriftlich festgehalten. Der OB versprach, auf den Festungsbauverein als Sprachrohr der Bürgerschaft zuzugehen und die Umsetzbarkeit der Ideen zu prüfen.

FAZIT

Für den unversehrten Erhalt des Werks 38 ist es wohl zu spät. Eine vertane Chance, eine der letzten, die sich in die unrühmliche Geschichte früherer Entscheidungen einreiht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Veranstaltung ein Schritt zu stärkerem Bewusstsein in der Stadt für ihre Geschichte darstellt und dass auf Worte Taten folgen. An engagierten Bürgern mangelt es jedenfalls nicht. Wir bleiben dran und werden berichten!

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